Texte zur informellen und konkreten Kunst
Leonardo da Vinci (1452-1519)
"Wenn man einen mit Farbe getraenkten Schwamm an die Wand wirft und den entstandenen
Fleck betrachtet, dann entfaltet sich eine suggestive Wirkung, der Fleck erweckt
Vorstellungsbilder, die man in sich traegt. Auch fuer die Darstellung von Licht und Hell-Dunkel
kann es nuetzlich sein, sich inspirieren zu lassen, indem man einen solchen
Fleck oder auch die Wolken, einen fliessenden Strom oder die Kohlen auf dem
Rost anstarrt."
Dies ist moeglicherweise der aelteste ueberlieferte Text, der sich auf Emotionalitaet und Spontaneitaet im Malprozess bezieht und gleichzeitig den Zufall als konstituierendes Element ernst nimmt. Erstaunlicherweise wird mit den "Vorstellungsbildern, die man in sich traegt" sogar eine psychologische Dimension angesprochen.
Die folgenden Zitate betreffen ebenfalls Motivationen und Formen einer kuenstlerischen Ausdrucksweise, wie sie mir wichtig geworden ist.
Fred Thieler: "Wegzeichen im Unbekannten"
, Rothe-Verlag, Heidelberg 1962
"Die forschende Wissenschaft ist zu der Einsicht gekommen, dass eine Erkenntnis Gueltigkeitsanspruch nur bis zur naechsten Erkenntnis hat."
(...) Lassen Sie mich bei der Definition 'Bilder als Projektion eines Daseinserlebnisses' bleiben. Ist der Aufruf zum korrespondierenden Erleben nicht Sinn in sich genug? Wenn sich nicht die maltechnischen Vorgaenge, nicht die vorgefassten Kompositionen, nicht die aesthetischen Ablaeufe vordergruendig in unseren Bildern mitteilen sollen, - sind da nicht gerade die suchenden, bejahenden, zweifelnden, zoegernden und vorwaertsdraengenden Dokumentationen unserer Existenz Sinn in sich genug?"
Hans Arp
"Wir wollen nicht die Natur nachahmen, wir wollen nicht abbilden, wir wollen bilden, wir wollen bilden, wie die Pflanze ihre Frucht bildet, und nicht abbilden, wir wollen unmittelbar und nicht mittelbar bilden. Da keine Spur von Abstraktion in dieser Kunst vorliegt, nennen wir sie konkrete Kunst."